Begleithunde
Das Verdienstkreuz am Bande

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Das Verdienstkreuz
am Bande

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Mein Name ist Antje B. Ich bin Berufssoldatin und nach der Teilnahme an mehreren Auslandeinsätzen an einer Posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt. An meiner Seite befindet sich seit August 2018 ein Assistenzhund. Labradoodle Mats wurde durch Rehahunde Deutschland e.V. ausgebildet und aufgrund meiner akuten Bedarfssituation wurden wir zeitnah als Team zusammengeführt.

Dies ist zum einen der hohen Fachlichen aber auch Sozialen Kompetenz des Vereins zu verdanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass so zeitnah eine Versorgung gewährleistet werden kann. Oftmals dauert es noch zwischen 6 Monaten bis zu 1 Jahr, bis die Hunde fertig ausgebildet sind.

Soldaten sind besondere Klienten und Patienten. Soldaten dienen mit Leib und Leben ihrem Vaterland. Der Schutz der Bundesrepublik Deutschland und der Grund- und Menschenrechte ist die Aufgabe des Soldaten und der Soldatin.

„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“

Die durch Ausbildung, Training und Einsätze fest verankerte erhöhte Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, die ständige Anspannung sowohl physisch wie auch psychisch, lassen gesundheitliche Herausforderungen wie Schlafstörungen, erhöhtes Distanzbedürfnis, erhöhtes Kontroll- und Überwachungsbedürfnis, Aufrechterhaltung der Eisatzfähigkeit im Vordergrund stehen.

Oft dauert es Jahre, bis eine eindeutige Diagnose gestellt und eine entsprechende Behandlungs- und Therapiestrategie aufgestellt werden können. Die größten Herausforderungen der PTBS sind unter anderem die soziale Isolation durch Rückzug und Vermeidung, die Schlafstörungen welche sich bis in den Tag hinein auswirken können, das erhöhte Distanzbedürfnis, Misstrauen und erhöhte Wachsamkeit, Intrusionen (unkontrollierbar wiederkehrende, quälend ins Bewusstsein drängende Wiedererinnern und Wiedererleben), Dissoziationen (Ausblenden von Erinnerungen bis hin zur Auslöschung der eignen Identität), Flashbacks (Wiedererleben oder Nachhallerinnerung), Alpträume, Depersonalisation (Zustand der Selbstentfremdung), Derealisaation (verfremdete Wahrnehmung der Umwelt), Agoraphobie (Platzangst, Menschenansammlungen) ausgelöst durch Trigger Faktoren die in unserem alltäglichen Umfeld vorhanden sind, wie z.B. Reifengeräusch auf der Straße, Mülltonnen am Straßenrand, unbekannte/s Gelände oder Personen, große Menschenmengen, Feuer, Sirenen, Knallgeräusche, Fremdsprachen, Gerüche, Gegenstände, Berichte und Filme oder Musik.

Nicht selten werden anfänglich falsche oder irreführende Diagnosen gestellt, welche ursächlich in Alkohol- oder Substanzenmissbrauch liegen. Durch die Beeinflussung des familiären und beruflichen Umfeldes werden nicht selten durch Stigmatisierung, Diskreditierung, Ignoranz, Intoleranz aber eben auch durch Überforderung und Hilflosigkeit ausgelöste Ausgrenzung, Mobbing und Isolation zu einem schwerwiegenden Problem.

In familiären Umfeldern ist nicht selten eine Co-Abhängigkeit/ Erkrankung zu beobachten. Hier arrangiert sich das Umfeld an den Bedürfnissen des Erkrankten. Oftmals werden Wesens- und Verhaltensänderungen billigend in Kauf genommen, entschuldigt oder verdeckt. Dies dient der Aufrechterhaltung des „äußeren Ansehens“ der „Anpassung an die Normgesellschaftlichen Anforderungen“.

Dies alles zusammen betrachtet, ergibt ein komplett anderes Anforderungsprofil an Behandlungs- und Therapieansätzen, als eine PTBS-Erkrankung ausgelöst durch ein einmaliges traumatisches Ereignis oder eine Traumatisierung durch Missbrauch. Es geht hierbei nicht um die Abwägung der verschiedenen Ursachen, sondern um die Verdeutlichung der Besonderheiten der PTBS bei Soldaten.

In Presse-, Medien und Internetberichten wird wiederkehrend berichtet, wieviel und was die Bundeswehr für die Einsatz-/ Wehrdienstgeschädigten Soldaten bereitstellt und leistet. Es gibt inzwischen zusätzlich zum Soldatenversorgungsgesetz das Einsatzweiterverwendungsgesetz, es gibt diverse Behandlungs- und Therapiestrategien, es wird sich an Forschungsarbeiten beteiligt. Jedoch fehlt ein ganz wichtiger Ansatz. Individualität!

Die Bundeswehr ermöglicht im Rahmen der Therapie die Teilnahmen an tiergestützter Therapie, wie z.B. Pferde und Hunde. Im Anschluss an die stationären Therapien mit den tiergestützten Interventionen kehren die Teilnehmer in ihr bisheriges berufliches und familiäres Umfeld zurück, in vielen Fällen wird durch eine fortwährende Anschlussbehandlung in ambulanten therapeutischen Settings die Stabilisierung und Genesung aufrechterhalten, so dass eine Resozialisierung im privaten und Wiedereingliederung im beruflichen Umfeld zu verzeichnen sind.

In anderen Fällen kann dieser Erfolg nicht verzeichnet werden. Zusätzlich gibt es leider immer wiederkehrend Fälle in denen durch äußere Einflüsse, die Besonderheiten der Erkrankung, des Berufsbildes und der Persönlichkeit, aber auch durch fehlende Flexibilität in Gesetzen und Angeboten eine bedarfsgerechte Behandlung und Versorgung nicht stattfinden.

Die Versorgung mit einem Assistenzhund stellt für die Klienten/ Patienten ein bedarfsorientiertes Angebot dar. Mit dem Assistenzhund können unter anderem Stabilisierung, Resozialisierung, Therapiebereitschaft und Wiedereingliederung erreicht werden.

Labradoodle Mats befindet sich nun mehr seit einem Jahr an meiner Seite

Er begleitet und assistiert im Alltag. Durch ihn konnte eine Tagesstruktur wiederhergestellt werden. Beim Einkaufen blockt er Personen die sich ungewollt nähern ab, splitttet zu Personen im Umfeld, wie zum Beispiel in der Kassenschlange, indem er sich hinter mir absetzt oder ablegt. Fremde Personen werden geblockt und gecheckt.

Messer, Substanzen oder andere gefährliche Gegenstände können angezeigt werden. Bei Bewegungen im Gelände oder an unbekannten Orten übernimmt er die Aufmerksam- und Wachsamkeit. Das Sicherheitsgefühl konnte dadurch gesteigert werden.

Labradoodle Mats führt bei Unwohlsein, Anspannung oder Auftreten von Verhaltensveränderungen bei Bedarf aus Situationen heraus und zu einem sicheren/ ruhigeren Ort. Alpträume und Dissoziationen werden zum Beispiel durch Anstupsen, Pfote auflegen oder Aufforderung zum Spiel unterbrochen und im Bedarfsfall bringt er das Medicase.

In Extremsituationen hindert er an Weglauftendenzen (Flucht mit dem Ziel „in Sicherheit bringen“). Apathie und motorische Unruhe werden durch Bewegung und Aufforderung zum Spiel unterbrochen. Die Begleitung zu Therapiemaßnahmen gewährleistet eine Umsetzung dieser.

In dem 1 Jahr, welches Mats an meiner Seite ist konnten wir eine deutliche Verbesserung der Behandlungseinsicht und -bereitschaft, der beginnenden psychischen Stabilisierung, eine deutliche Verbesserung im familiären Umfeld und eine beginnende Verbesserung der Lebensqualität und Teilhabe am Leben feststellen.

Durch die enge Zusammenwirkung von Behandlern, Therapeuten und Trainern zum Wohle des Assistenzhundeteams könnten deutlich höhere Erfolge erzielt werden. Leider werden Assistenzhunde weder durch die GKV noch die wehrmedizinische Versorgung anerkannt. Die Bereitschaft, durch den Assistenzhund erreichte Verbesserungen anzunehmen ist durchaus vorhanden, wodurch in der Bewertung der Gesundheitsstörung stets eine Besserstellung vorgenommen wird, jedoch ist die Politik nicht bereit, sich an den Kosten zu beteiligen.

Deshalb sind die Menschen, welche sich für einen Assistenzhund entscheiden auf die Unterstützung durch Spenden angewiesen.

Soldaten verdienen Sold und erhalten während der Einsätze einen zusätzlichen Aufschlag. Dennoch führen auch wir Soldaten ein Leben mit Haus, Hof und Kind. Wir gründen trotz der enormen beruflichen Herausforderungen ein Familienleben. Um an unsere Dienstorte zu gelangen bedarf es einer vorhandenen Mobilität.

Wir sind ebensolche Menschen wie die Beamten, Arbeitnehmer, Angestellten im Zivilen auch. Wir haben treu gedient und in den Einsätzen Leib und Leben riskiert, damit die Menschen in Deutschland ein sicheres Leben führen können. Nicht selten kehren wir körperlich oder seelisch verwundet aus den Einsätzen zurück.

Bis heute erhalten wir wenig Respekt, Anerkennung und Beachtung in der Öffentlichkeit. Innerhalb der Bundeswehr wird oft stigmatisiert und die Betroffenen bleiben mit ihrer Erkrankung allein. Das Einsatzweiterverwendungsgesetz ermöglicht eine adäquate Versorgung vordergründig für Zeitsoldaten und Veteranen.

Berufssoldaten werden in diesem Gesetz leider unzureichend berücksichtigt. Das Gesetz ermöglicht einen Verbleib im Dienst lediglich bei Dienstfähigkeit und Tragen der Uniform. Berufssoldaten welche dies durch die Erkrankung nicht möglich ist, werden vorzeitig zur Ruhe gesetzt.

Das alles bedeutet nicht nur eine soziale Schlechterstellung, sondern hier mangelt es an Weitsicht, Individualität und Toleranz.

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